Schutzengel - Triptychon    
Schutzengeltriptychon in der Kapelle der Helios-Klinik, Wuppertal - rechter Flügel. Klick für Gesamtansicht  

Das Schutzengel - Triptychon von Christiane Freymann ist auf alte Bettlaken gemalt, die ohne Rahmung an der Wand aufgehängt werden. Die Laken sind benutzt, verzogen, vom menschlichen Gebrauch gezeichnet. Deshalb fallen sie auch nicht gleichmäßig, ihr Faltenwurf folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Jedes Laken/BiId ist in je vier gleich große Rechtecke aufgeteilt, die den vier Elementen Feuer, Luft, Wasser und Erde zugeordnet sind. Durch ihre Farbigkeit werden die Elemente identifiziert; in die linke Arbeit sind darüber hinaus die lateinischen Bezeichnungen für Sonne, Mond, Meer und Erde eingeschrieben. Seit der Antike glaubte man, dass die sichtbare Welt aus den genannten vier Grundbausteinen zusammengesetzt sei. Dass es vier Elemente sind, dürfte mit der Symbolik der Vierzahl zusammenhängen, die eine kosmische Ganzheit zum Ausdruck bringt.
Zwischen den vier Elementen bildet sich auf der Leinwand aus Leerflächen ein Kreuz, es gibt die Koordinaten für die Orientierung im Raum der materiellen Welt vor und ist durchaus als Heilssymbol des Christentums zu deuten. Das Kreuz als Symbol ist jedoch viel älter: Es verbindet Himmel und Erde, sein Mittelpunkt bezeichnet das Zentrum des Kosmos. In der Vertikalen erkennt man das geistig-männliche, in der Horizontalen das materiell-weibliche Prinzip. Die Elemente Feuer und Luft sind dem Mann (oben), Wasser und Erde der Frau (unten) zugeordnet.
In die Mitte des rechten Bildes ist über die Rechtecke ein gleichseitiges Dreieck mit nach oben weisender Spitze (= männlich) gelegt. Solche Dreiecke gelten in vielen Kulturen als das Symbol Gottes, in der christlichen Ikonographie auch als das der Dreifaltigkeit. Soweit folgt Chr. Freymann einer jahrtausendealten Tradition. Neu und spannend wird die Interpretation durch die Handschrift der Künstlerin und die optisch hinter die Rechtecke gestellte Figur eines Engels, der alle vier Elementbereiche, also die ganze Welt umfasst.
Den Engeln sind Texte von Rilke und Goethe zugeordnet. Während die Symbole auf ideelle Weltdeutung verweisen, von Prinzipien und dem Göttlichen handeln, manifestiert sich in der Handschrift, im Farbauftrag und Schriftzug die Individualität eines einzelnen Menschen. Sich in die vorgegebenen Koordinaten fügend hinterlässt er auf der Oberfläche der Welt seine Spur.
[Dr. Herbert Pogt, v.d.Heydt Museum]
  Schutzengeltriptychon in der Kapelle der Helios-Klinik, Wuppertal - linker Flügel. Klick zur Vergrößerung